Fußgängerschild mitten im Hochwasser

Bewahrung der Schöpfung – was ist das (nicht)?

Solarparks und Windparks – wenn ja, wohin damit? Beim Einkaufen auf Umwelt- und Fairtrade-Siegel, Verpackungen und Herkunftsorte achten, neben dem, dass die Kinder es mögen und es auch noch gesund sein soll… Überfordert? Ja. Bin ich. Und das höre ich auch von anderen.

„An was soll ich denn noch alles denken?!“, fragen wir uns gequält.

Umkehren, Weglassen, damit auch für die Generationen nach uns noch etwas übrig ist: Finde ich richtig. Vom Kopf her ist es zu viel. Doch im Herzen sehne ich mich nach einer heilen Welt, nach einem Wiedergutmachen der Schäden, die durch das gedankenlose Ausbeuten von Ressourcen angerichtet worden sind.

Der Wiener Theologe Ulrich Körtner warnt vor einer „Moralisierung von Politik“, die zu einer Zerstörung des Politischen führe, und davor, den Glauben an Gott als Schöpfer auf moralische oder umweltpolitische Appelle zu reduzieren.

https://www.domradio.de/artikel/theologe-kritisiert-appelle-zur-bewahrung-der-schoepfung

siehe auch https://zeitzeichen.net/node/8005

Im Sommer diesen Jahres hat der Ökumenische Rat der Kirchen in Karlsruhe getagt und den Abschied von fossiler Energie gefordert.

https://www.evangelisch.de/inhalte/205269/01-09-2022/oekumene-gipfel-dringt-auf-abschied-von-fossiler-energie

Ehrlich gesagt, ich war ganz froh, dass wir in einer meiner Kirchengemeinden noch nicht geschafft haben, die alte Ölheizung durch eine umweltfreundlichere Variante zu ersetzen. Auch Pelletheizungen können jetzt teuer werden. Moderne Gasthermen – abgesehen davon, dass sie laut Klimaschutzgesetz unserer Landeskirche gar nicht mehr eingebaut werden sollen – sind von der angekündigten Kostenexplosion her betrachtet erst recht keine bessere Wahl. Und eine Wärmepumpe? Zur Zeit vielleicht die beste Option, aber verbunden mit erheblichem Aufwand.

https://www.ekbo.de/wir/umwelt-klimaschutz/themen-projekte/klimaschutzgesetz.html

Das Klimaschutzgesetz, das in der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz zum 01.01.2023 in Kraft treten soll, hat all diese Probleme mitgedacht und fordert CO2-Abgaben von denjenigen Kirchengemeinden, die eine Umstellung nicht leisten können oder wollen. Mit diesem Geld wird ein Klimaschutzfonds eingerichtet, der zukünftige Umstellungen ermöglichen soll.

Mich frustriert, dass das alles so langsam geht. Schon vor zwanzig Jahren hätte man viel weitreichender denken und planen können. Kurz vor knapp und angesichts schwindender Finanzen und steigender Preise wird alles erst recht schwierig.

Ich möchte die Frage so zuspitzen: Wie viel Aufwand können und sollen „wir“ – das heißt die privilegierten, in Frieden und Wohlstand lebenden Länder, die nicht mit dem nächsten Wirbelsturm untergehen werden – wie viel Aufwand ist für uns OK, leistbar und vertretbar, um der Klimakrise Rechnung zu tragen?

Das ist ja keine Frage, die von Theolog:innen zu beantworten ist. Sondern da sind alle zuständig, und vor allem diejenigen, die Politik machen, beruflich oder ehrenamtlich. Ich verstehe Körtner so, dass er sich mehr Pragmatismus und weniger apokalyptisch gefärbte Appelle wünscht.

Ja – aber: Die Fridays for Future und Initiativen wie @letztegeneration leisten einen großen Beitrag dazu, die Trägheit des Denkens zu durchbrechen und das Thema in die öffentliche Diskussion zu bringen.

Laute Appelle an das Gewissen sind notwendig, sonst würde gar nichts geschehen. Ich wünsche mir dabei mehr Gottvertrauen: Was aus unserer Erde wird, und aus den Menschen, lässt sich letztendlich nicht vorhersagen. Untergangsszenarien eignen sich nicht als Prognose. Deutliche Warnzeichen wie das entsetzliche Fischsterben in der Oder müssen unmittelbare Konsequenzen nach sich ziehen. Solidarität mit denjenigen, die konkret von den Klimaveränderungen betroffen sind, ist geboten. Und ja, mehr Fahrrad fahren statt Auto, den öffentlichen Personennahverkehr nutzen, auf Fleisch und andere energieaufwendige Lebensmittel verzichten – was im Rahmen unserer Möglichkeiten liegt, sollten wir auch tun.

Aber eben nicht unter der Prämisse, dass es unsere Aufgabe ist, die Welt zu retten. Die Bewahrung der Schöpfung – und der Menschen, als einem Teil davon – obliegt Gott, dem Schöpfer aller Dinge.

In dem Film „Jesus liebt mich“ – Trailer siehe hier: https://www.youtube.com/watch?v=aggHg7-qvd0 wird Gott als ein alter Mann mit Bart dargestellt, der die Apokalypse abwendet, indem er die Uhr der Erde noch einmal neu aufzieht.

Warum entscheidet Gott im Film sich so? Sicherlich nicht, weil die Menschen plötzlich, auf einen Schlag, besser geworden sind. Nein, es tut ihm leid um diese Welt – im Film übrigens eine von vielen. Ein charmanter Hinweis darauf, dass wir gar nicht wissen können, was es alles noch gibt außer dem, was wir kennen und was uns vertraut ist.

„Wir“ – die im Wohlstand Lebenden – sollten uns selbst nicht so wichtig nehmen, sondern auf diejenigen schauen, die auf unsere Kooperation angewiesen sind, und die möglicherweise noch ganz andere Ideen haben, wie es gehen kann.

In einem kleinen Inselstaat ist zum Beispiel gelungen, beinahe komplett auf Plastik zu verzichten: https://www.focus.de/perspektiven/nachhaltigkeit/nachhaltigkeit-der-inselstaat-vanuatu-macht-vor-das-passiert-wenn-ein-land-plastik-verbietet_id_10367183.html

Wir – alle Menschen auf der Welt – brauchen Gottes Hilfe. „Wir“ in den reichen Ländern können unseren Beitrag leisten durch mehr Aufmerksamkeit für die Stimmen jenseits von Lobbyismus und vermeintlichen Sachzwängen.

Weitersagen: