Das Debüt von Annie Waye ist bereits 2021 erschienen. Ich habe es erst vor kurzem entdeckt und fand es sehr bewegend, spannend und tiefgründig zugleich, mit einer sich überraschend entwickelnden Liebesgeschichte, die durch Leichtigkeit und Humor besticht. Das Gegenteil von rührselig und trotzdem geht es unter die Haut. Als Fan von High Fantasy möchte ich es hier unbedingt erwähnen und euch ans Herz legen.
Kauna, eine junge Frau aus dem Volk der Crae, sucht und findet ihren Weg mitten in einem Krieg, mit dem sie gar nichts zu tun haben möchte, der aber alles mit ihr und ihrem Stamm zu tun hat. Das Königreich Tara’unn ist auseinandergebrochen, die Minderheit der Unnen greift die Ta’ar an und Kauna wird unmittelbare Zeugin des Geschehens. Knapp entkommt sie aus der Stadt Istar, in der die Unnen mit zügelloser Gewalt Menschen ermorden und Heiligtümer niederbrennen.
Zwei Jahre später holt der Krieg auch die im Verborgenen lebenden Crae ein: Levi Hawking, der Anführer der Unnen, will Kaunas Stamm zu seinem Werkzeug machen. Aufgrund der magischen Verbindung zu ihren Seelentieren haben die Crae große Macht, die über den Ausgang eines Krieges entscheiden kann. Kauna steht vor einem Dilemma: Entweder beschützt sie gegen den Willen ihres Stammes die Flüchtlinge aus Tara’an, die sich als Gäste im Lager der Crae befinden, und damit auch den Thronfolger Malik, oder sie hält zu ihrem Mann Gil – dem Sohn von Hawking und einer Crae, der sich auf die Seite der Unnen geschlagen hat.
Atemlose Actionszenen wechseln sich ab mit nachdenklichen Passagen, in denen Kauna ihre traditionellen Werte an den Fragen und Anforderungen misst, mit denen sie konfrontiert wird. Der Schmerz über den Verrat von Gil begleitet sie. Dennoch tut sie in jedem Moment, was sie für richtig hält. Ihr Seelentier Hana, ein Affe mit vielen unterschiedlichen Erscheinungsformen, unterstützt sie dabei – und Deema, ein Außenseiter des Stammes, der die Verbindung zu seinem Seelentier zu Beginn der Geschichte noch nicht gefunden hat.
Konfrontiert mit unterschiedlichen Gruppen und ihren Interessen, mit Gier und Brutalität, aber auch Selbstlosigkeit und Tapferkeit, kämpft Kauna um ihr Überleben in einer feindseligen Welt. Dabei gelingt es ihr, sich selbst treu zu bleiben und diejenigen zu beschützen, die sie wertschätzt und liebt – so weit ihr das möglich ist. Verluste bleiben nicht aus. Zum Schluss sind es die Außenseiter, diejenigen, die nicht so richtig wissen, wo sie hingehören, die das Schicksal aller Ta’ar, Unnen und Crae entscheidend prägen.
Sehr lesenswert!